Susi trifft Strolch

Hääh, wie, was? Was soll dieser Titel? Dabei ist es doch ganz einfach: Nette, gepflegte, verwöhnte ruhige Dame trifft einen kleinen frechen flinken Streuner, um miteinander schöne Stunden zu verbringen... ;-)

Von Jörg Walther

Um es gleich vorwegzunehmen: Das selbst gesteckte Ziel, 50 VX und 20 ER-5 am letzten Juniwochenende in Stiege zu "vereinen", wurde deutlich verfehlt. 31 VX und nur 5 ER-5 fanden zum Treffen der VX 800- und Twister-Fahrer 2002 den Weg nach Stiege. 
Dabei hatte alles ganz gut angefangen - die ab Februar im Netz veröffentlichte Anmeldeliste war innerhalb kürzester Zeit beachtlich gewachsen, die Zimmer im Hotel waren bereits im Mai ausgebucht und sogar Gäste aus Belgien hatten sich angekündigt. Alles in allem beste Voraussetzungen für gutes Gelingen.
Eines war schon weit vor dem Treffen klar, die Zusammensetzung der zu erwartenden Bikes wird nicht ganz wie gewünscht. Schon wenige Tage nach Anmeldebeginn stand fest, dass das V2-Wummern das Treffen deutlich dominieren würde, denn nur wenige „Strolche“ nahmen das Angebot zum gemeinsamen Treffen an. Die VX-Dominanz (Anmeldeverhältnis 5:1) hat den einen oder anderen Twister-Biker sicher abgeschreckt. Da werden die fünf FahrerInnen, die da waren, nächstes Jahr etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Das wirkliche Problem wurde erst wenige Tage vor dem Treffen erkennbar. Das Wetter wird im Jahr 2002 nicht mitspielen. Mit jedem Tag näher am Treffen wurden die Wetterprognosen weiter nach unten korrigiert und  spätestens am Mittwoch war klar, dass uns am Wochenende regnerische Tage, kühle Temperaturen und meist kräftiger Wind bevorstehen würden. Diese miesen Aussichten ließen dann letztendlich das Feld derer, die sich in Richtung Stiege aufmachten, gegenüber den Anmeldungen auf nahezu die Hälfte schrumpfen.

Wirklich schade, denn erstens wurde das Wetter doch nicht so schlimm wie angekündigt und zweitens hat dieses Jahr einfach alles geklappt. Es war schon fast zu perfekt, denn am besten bleiben ja bekanntlich immer Pannen in Erinnerung, und die gab es dieses Jahr eben nicht. ;-)

Während sich Freitag Abend der Hof der Domäne sich langsam mit Bikes füllte, war die Begrüßungsfeier in der Remise bereits im Gange. Einige kannten sich noch vom letzten Jahr, andere mussten sich noch kennenlernen. Es gab halt die üblichen Benzingespräche über Reifen, Touren und, und und .. .  „James“,  ein lokaler Country-Star sorgte für (laute) Musik, ausreichend Pils und Weizen für gute Stimmung.

Glück hatten die, die ein Hotelbett gebucht hatten. In der Nacht wurde es dann nämlich richtig kühl. Nach Angaben der Domänechefin waren in Stiege 3 °C gemessen worden, Ende Juni wohlgemerkt. Das schien die Camper aber offensichtlich nicht zu stören, denn die Stimmung beim Frühstück am Samstag war gut und auch der einsetzende Regen konnte die Laune nicht trüben. Nachdem sich gegen 10 Uhr alle in Regenkombis zur Ausfahrt sammelten, hörte auch der Regen langsam auf und die erste Gruppe konnte auf Tour gehen. Im Gegensatz zum letzten Jahr waren die Gruppen auf 10 Bikes begrenzt, starteten zeitversetzt und Tourguides kümmerten sich um das Ankommen der Gruppen an vorher vereinbarten Punkten. An dieser Stelle besten Dank an Wilfried, Arnd, Andy, Volker und Uwe, die hier super Arbeit geleistet haben. Diesmal ging keiner verloren. Traditionsgemäß ging die von Wilfried erarbeitete Route wieder über die Kyffhäuserstrasse, dieses Jahr bis auf die andere Seite des Gebirges nach Bad Frankenhausen. Während des Mittagstopps wurde dann über Schräglagen und Kurventechniken diskutiert, während der "Thüringer Hof" mit deftigem Essen für satte Mägen sorgte.

Nach dem Essen fuhren die Gruppen auf schönen Strassen wieder durch den Harz, bis sie zwischen 15 und 16 Uhr zum Sammeln auf dem Parkplatz der Rappbodetalsperre eintrafen. Dort gab es nach Bedarf Kaffee zum Aufwärmen, dann wurde zum obligatorischen Foto aufgebaut. Das es nicht so einfach ist, so viele Maschinen und deren Fahrer auf ein Foto zu bringen, kann man an den Ergebnissen sehen. Hier müssen wir wohl alle noch üben, bzw. anders aufbauen.

Als „Krönung“ der Ausfahrt sollten dann alle Bikes gemeinsam die Domäne ansteuern. Das funktionierte die ersten 20 km auch erstaunlich gut, dann riss die Gruppe doch wieder auseinander und prompt bog die 2. Hälfte falsch ab. Aber ein Umweg lohnt sich im Harz immer, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. 10 min später als die 1.Gruppe war auch die 2.Hälfte wieder in der Domäne. Da hatten die vorab instruierten Regeln fürs Gruppenfahren wohl doch nicht alle erreicht ;-)

Ab 19 Uhr trafen sich alle in der Remise zum Grillabend mit anschließender Party. Freiwillige für die Bikerspiele zu finden, war dieses Jahr noch einfach, da keiner wusste, was ihn erwartet. Das war auch gut so, denn spätestens als die Fahrer im zweiten Spiel das Vorderrad der eigenen Maschine auf Zeit aus- und wieder einbauen sollten, fand mancher der Freiwilligen im Gegensatz zu den zahlreichen Zuschauern die Sache nicht mehr so lustig. Wohl dem, der schon einmal selbst an seiner Maschine geschraubt hatte. Zur Beruhigung, die anderen 3 Spiele (langsam Fahren, Schrauben sortieren, Bier trinken auf Zeit) waren deutlich harmloser und sorgten nicht für dreckige Hände. Alle, die sich auf Kosten der Biker amüsiert haben, sollten sich aber mal fragen, ob sie überhaupt ihr Bordwerkzeug gefunden hätten ;-) . Besten Dank noch mal an die Freiwilligen. 

Ab 21.00 Uhr hieß es dann Blues, Boogie & Rhythm mit Georg Schröter und Marc Breitfelder. Marc, Europameister auf der Mundharmonika, angereist mit einem Sammelsurium an kleinen Mundharmonikas, entlockte dem unscheinbaren Instrument Unglaubliches. In Verbindung mit Georg auf E-Klavier gab es 3 Stunden erstklassige Bluesmusik. Die beiden waren einfach unglaublich gut, leider hat die schlechte Akustik in der Remise viele vor die Tür getrieben, so dass anfangs trotz der super Leistung der beiden Musiker mangels Zuschauern keine rechte Stimmung aufkommen wollte. Zum Glück waren noch ein paar Harley-Fahrer vor Ort, die die Stellung und die Stimmung hielten. Es musste draußen erst richtig dunkel werden, bis viele wieder den Weg nach drinnen fanden. Der bis dahin ausgeschenkte Alkohol sorgte für eine gewisse Grundheiterkeit bei den Anwesenden und als von den beiden Musikern wohlbekannte Coversongs zum Besten gegeben wurden, ging die Party richtig ab. Wer nicht mehr dabei war, selber schuld ...

Der Sonntagmorgen war durch die allgemeine Aufbruchstimmung geprägt. Das Endspiel der Fussball-WM trieb viele in Richtung heimischen Fernseher. Leider hinterließen die überzogenen Frühstückspreise für die Camper doch noch einen bitteren Nachgeschmack, hier müssen wir wohl nächstes Jahr verhandeln. Insgesamt war man sich einig, dass man sich nächstes Jahr unbedingt wiedersehen müsse, natürlich wieder mit den ER-5 FahrerInnen. Und so endet das Treffen wie in der Disney-Story: Trotz der Verschiedenheit sind Susi und Strolch Freunde geworden ...